Deutsch-Französische Geschichte wird lebendig

31. März 2019

Viele denken bestimmt zuerst an Zwiebelkuchen und Quiche Lorraine, wenn sie vom Elsass hören. Die elsässische Küche sollte bei der Fahrt der 9C zur Begegnungsstätte Albert Schweizer in Niederbronn-les-Bains auch nicht zu kurz kommen, vor allem aber stand deutsch-französische Geschichte auf dem Plan. Die pädagogischen Mitarbeiter*innen nahmen uns mit auf eine Zeitreise: Die Geschichte des Elsass ist eine Geschichte der politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Frankreich. Diese forderten im Deutsch-Französischen Krieg (1870/1871), im Ersten Weltkrieg (1914-1918) und im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) viele Opfer auf beiden Seiten.

An die Jugendbildungsstätte grenzt die Deutsche Kriegsgräberstätte Niederbronn-les-Bains, auf der über 15 000 gefallene deutsche Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg liegen. In der Nähe liegt das Schlachtfeld von Woerth. Die Kämpfe am 6. August 1870 forderten dort innerhalb eines halbes Tages über 18 000 Tote.

Besucht wurde auch das Konzentrationslager Struthof in den Vogesen. Der Gedenkstättenführer führte uns durch die Lageranlagen und schilderte viele Erlebnisse der Insassen – Eindrücke, die teilweise schwer zu verarbeiten waren. Es folgte eine Wanderung auf den kleinen Donon, der in den drei Kriegen hart umkämpft wurde. Beim Aufstieg erinnern viele Gedenksteine an die Soldaten, die hier ihr Leben lassen mussten.

Eindrucksvoll war die Bunkeranlage Lembach der Maginot-Linie, deren unterirdische Gänge sich kilometerweit erstrecken und bis zu 30 Meter unter der Erde liegen. Die Schüler*innen durften sogar den Geschützturm bedienen.

Auf dem Programm standen aber nicht bloß die Mahnmale der Geschichte, sondern auch ein Einblick in die Versöhnungsarbeit und das Engagement für ein vereintes Europa. Neben dem Europaparlament in Straßburg zeugen viele Kleinigkeiten davon, die im Alltag oft übersehen werden: Die Schüler*innen konnten ihre Handys in Frankreich ohne Einschränkungen oder Tarifzuschläge benutzen.

Ein Symbol für die Einheit begleitet uns aber auch nach Hause: Auf der Deutschen Kriegsgräberstätte Niederbronn-les-Bains liegt auch der Bruder des ehemaligen Finanzministers Theo Waigel begraben. Theo Waigel gilt als einer der Väter des Euro. Auf dem Grab seines Bruders liegen Münzen. Sie erinnern daran, dass etwas scheinbar so Alltägliches wie unsere Währung ein Zeichen der Völkerverständigung und des Friedens sein kann. Die gefallenen Soldaten kannten lediglich deutsche oder französische Münzen. Wir tragen heute Münzen mit uns herum, die international sind: Auf einer Seite tragen Sie die Nation, in der sie geprägt wurden, auf der anderen Seite zeigen sie das vereinte Europa.