Fünf Tage (10.10.-14.10.) erkundeten die Schüler:innen der Paul-Gerhardt-Schule die alte polnische Königsstadt an der Weichsel. Die jeweiligen Stationen hatten die Schüler:innen im Vorfeld vorbereitet und erläuterten die Stadtgeschichte mit kurzweiligen Vorträgen. „Dadurch, dass es immer kleine Quizfragen an den Stationen gab, bei denen wir Süßigkeiten gewinnen konnten, waren wir sehr motiviert“, so Jesko Meyer über die selbstorganisierte „Stadtführung“.
Zu Beginn erkundeten die Schüler:innen mit den beeindruckenden Tuchhallen auf dem Marktplatz, die Marienkirche und den Wawel das historische Zentrum der 750.000-Einwohner-Metropole. Am Dienstag standen das jüdische Viertel Kasimierz, das jüdische Ghetto und ein Besuch in Schindlers Fabrik auf dem Programm. In den Räumen der ehemaligen Emaillewarenfabrik, in der Otto Schindler etwa 1200 bei ihm angestellte jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung in den Vernichtungslagern des NS-Staates bewahrte, ist mittlerweile ein Museum untergebracht.
Der Mittwoch stand ganz im Zeichen einer Exkursion nach Auschwitz, wo die Schüler:innen hautnah mit den Gräueltaten des NS-Regimes konfrontiert wurden. Dreieinhalb Stunden dauerte die Führung durch die Vernichtungslager, die die Schüler:innen tief bewegte. „Ich hatte mich in meiner Facharbeit bereits mit zeitgenössischer Erinnerungskultur zu NS-Verbrechen auseinandergesetzt und habe an diesem Ort für mich noch ein ganz persönliches Fazit ziehen können“, so Gwendolin Auditor nach dem Besuch der Gedenkstätten Auschwitz und Auschwitz-Birkenau.
Der folgende Tag lenkte den Fokus auf die Geschichte Krakaus als sozialistische Stadt. Im Stadtteil Nova Huta, in dem mit sozialitischer Prunk-Architektur in den 40er/50er Jahren ein Gegenpol zu dem pittoresken Stadtbild der alten Königsstadt erbaut wurde, um die „Wiege des Neuen Menschen“ zu schaffen. Eine Kirche war dementsprechend nicht vorgesehen und folgerichtig forderten die Bewohner:innen als erstes den Bau einer solchen. Nova Huta war somit eine der Keimzellen der polnischen Freiheitsbewegung, die in den 1980er Jahren den Sturz des Jaruzelski-Regime herbeiführte. „Die sozialistischen Bauten sind wirklich ein starker Kontrast zu dem alten Krakau und runden das Bild Krakaus damit ab“, so Moritz Unger, der diese Station betreute.
Einblicke in die polnische Esskultur konnten die Schüler:innen vor allem in den „bar mlecznys“ (deutsch: Milchbars) gewinnen. Diese öffentlichen Kantinen, die ein Überbleibsel aus sozialistischer Zeit sind, servieren kostengünstig typisch polnische Gerichte wie die traditionelle Sauerroggensuppe Żurek und natürlich Piroggi, kleine Teigtaschen mit unterschiedlichsten Füllungen, die in Polen auch gern mit Früchten gefüllt und mit Schmand als Nachspeise dienen.
Den gemeinsamen Fahrtenabschluss am Donnerstag, läuteten die Schüler:innen dann auch mit einem Abendessen in einer Milchbar ein, bevor es am Freitag zurück in die Heimat ging.
„Krakau ist auf jeden Fall eine Reise wert“, so Mara Hoffmann, Teilnehmerin der Fahrt „und vielleicht sogar auch eine zweite, denn hier gibt es noch viel zu entdecken.“
Da die Fahrt in besonderem Maße die Gedenkkultur an die Verbrechen des NS-Regimes fokussierte gab es eine zusätzliche Förderung durch die Evangelische Landeskirche, sodass die Kosten sich im Rahmen hielten.