„Geschichte erleben, Erinnerung bewahren“ – Studienfahrt des Seminarfachs „Total Recall“ nach Krakau

29. Oktober 2024

Sechs Tage lang (20.10.–25.10.) erkundeten die Schüler der Paul-Gerhardt-Schule Krakau. Die An- und Abreise erfolgte mit der Bahn, weshalb die Studienfahrt bereits am Sonntag startete um vier Tage Zeit zu haben die Facetten der alten polnischen Königsstadt an der Weichsel erkunden zu können. Begleitet von lebendigen Vorträgen und kleinen Quizfragen, die das Interesse wachhielten, stellten die Schüler:innen verschiedene historische und kulturelle Stationen in Krakau vor. „Durch die kleinen Rätsel mit Preisen blieb die Motivation wirklich hoch“, berichtet Felicia Appel.

Den Auftakt machte eine Stadtbesichtigung, bei der die Schüler die Tuchhallen auf dem Marktplatz, die Stadtbefestigungen und den Wawel erkundeten – Stationen, die das historische Zentrum der Stadt repräsentieren und verdeutlichen, warum Krakau im Mittelalter als das kulturelle Zentrum Polens galt.

Ein bewegendes Erlebnis der Studienfahrt war der Besuch des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Bei einer dreieinhalbstündigen Führung wurden die Schüler mit den Grausamkeiten des NS-Regimes konfrontiert, was für viele eine tiefe und bewegende Erfahrung war. „Dieser Besuch war emotional sehr intensiv und hat mich noch stärker mit der Geschichte verbunden“, reflektiert Max Tolle.

Am nächsten Tag erkundeten die Schüler Schindlers Fabrik, heute ein Museum, das das Schicksal der polnischen Bevölkerung während der deutschen Besatzung dokumentiert. Die Ausstellung erinnert daran, dass durch Oskar Schindlers Einsatz rund 1200 Jüdinnen und Juden dem Holocaust entkamen. Der Nachmittag führte in das jüdische Viertel Kazimierz, dessen Straßen und Gebäude die reiche Geschichte und Kultur der jüdischen Gemeinde Krakaus widerspiegeln.

Am vierten Tag standen die sozialistischen Wurzeln der Stadt im Mittelpunkt: Der Stadtteil Nowa Huta, eine „Planstadt“ aus den 1950er Jahren, sollte einst die „Wiege des Neuen Menschen“ darstellen und einen ideologischen Kontrast zur historischen Altstadt schaffen. Besonders beeindruckt zeigten sich die Schüler von der sozialistischen Prunk-Architektur und der Bedeutung Nowa Hutas als Symbol der polnischen Freiheitsbewegung. „Der starke Kontrast zwischen den sozialistischen Bauten und der Altstadt ist erstaunlich“, so Helle Hornbostel.

Auch die polnische Esskultur durfte auf der Fahrt nicht fehlen. Ein Besuch in den traditionellen „bar mlecznys“ (Milchbars) ermöglichte den Schüler, regionale Spezialitäten wie Żurek (eine saure Roggensuppe) und Piroggen zu kosten. Diese kantinenartigen Lokale, die erschwingliche Gerichte anbieten, sind Überbleibsel der sozialistischen Zeit und erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit. Das Abschiedsessen in einer Milchbar bot die Gelegenheit, die kulinarische Seite Polens noch einmal ausgiebig zu genießen.

Mit vielen Eindrücken und Erinnerungen im Gepäck machten sich die Schüler am Freitag auf die Rückreise. „Krakau ist definitiv eine Reise wert, und wir haben enorm viel über die Geschichte und Kultur der Stadt gelernt“, resümiert Laureen Schwarzer. Da die Fahrt stark auf die Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur zum Thema NS ausgerichtet war, wurde sie erneut von der Evangelischen Landeskirche gefördert, was die Kosten im Rahmen hielt.