Mit der Leitfrage „Wie konnte dies geschehen?“ ließ Gelück die Schüler*innen des 11. Jahrgangs an dem Lebensweg eines entfernten Verwandten aus den 1940er Jahren teilhaben. Es ging um den Schüler Kurt Behrens aus Bad Gandersheim, der sich mit 18 freiwillig zur Waffen-SS gemeldet hatte und mit nur 19 Jahren in einem seiner ersten Einsätze im Zweiten Weltkrieg sein Leben lassen musste. Anhand einiger historischer Dokumente zeigte Gelück die Instrumentalisierung der Jugend in jener Zeit auf. Durch die Indoktrination in der Hitlerjugend wurden mögliche Wege zu weiteren NS- Organisationen wie z.B. zur SS (Schutzstaffel) aufgezeigt. Die jungen Menschen wurden ihrer Individualität beraubt und dem sozialen und politischen Druck der Nationalsozialisten ausgesetzt. Auch durch nationalsozialistisch geprägte Elternhäuser und den Gruppendruck unter Jugendlichen wurden sie zu Tätern innerhalb eines völkerrechtwidrigen Krieges mit über 50 Millionen Opfern, ohne je selbst in der Lage gewesen zu sein, eigene freie Entscheidungen zu treffen.
Besonderes Augenmerk legte Gelück in seinem Vortrag auf die schnell eingeführten neuen Gesetze und Erlasse in der Schulbildung, in der Inhalte und Bedeutungen von Schulfächern gemäß nationalsozialistischer Ideologie verändert wurden. Deutlich machte Gelück die nationalsozialistische Sprache in den Zeugnissen. Auch Einblicke in sehr persönliche Dokumente des jungen Mannes wurden gegeben, z.B. zitierte Gelück aus einem Liebesbrief, die der junge Soldat kurz vor seinem Tod von der Front an seine Freundin geschrieben hatte. Dadurch wurde Kurt Behrens auf eine besondere Weise nahbar, was auch die Schüler*innen aus dem 11. Jahrgang beeindruckte.
Am Ende regte Gelück zu einer Diskussion an und gab verschiedene Gedankenimpulse:
Was hat Kurt motiviert? Ist er verführt worden? Welchen Einfluss haben die Familie, der Staat, die Schule, die Hitlerjugend oder die NSADP auf ihn als Jugendlichen bzw. als jungen Mann ausgeübt? Hat Kurt seine freiwillige Meldung bereut? Gab es Selbstzweifel?
All diese Fragen stehen stellvertretend für die vielen jungen Männer, die in dieser Zeit lebten und Kurts Schicksal teilten.
Der Schulleiter Matthias Kleiner bedankte sich für diesen Vortrag und wünschte sich, dass die Schüler*innen anhand dieses Beispiels erkennen können, wie schnell sich Zeiten und politische Zusammenhänge ändern und in katastrophalen Ereignissen gipfeln können.